Neuland

«Neuland» von Anna Thommen, ein Dokumentarfilm über eine Integrations- und Berufswahlklasse (IBK) in Basel, wurde zu Recht mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

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Die Schülerinnen und Schüler des Klassenlehrers Christian Zingg (Titelbild) kommen aus aller Herren Länder. Jung und voller Träume für eine bessere Zukunft reisten sie in die Schweiz und setzen nun grosse Hoffnungen in ihren Lehrer, der ihnen den Weg im neuen Land weisen möge. Im Lauf von zwei Jahren haben sie die Sprache und Kultur der Schweiz zu erlernen. Ihr Lehrer verfolgt dabei ein hohes Ziel: den durch Schicksalsschläge traumatisierten Jugendlichen einen beruflichen Einstieg in die Gesellschaft zu ermöglichen. Dieser von innerer Spannung getragene und mit Sensibilität realisierte Film über eine Integrationsklasse und deren Lehrer, der mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität steht und dennoch hohe pädagogische und humane Ziele kompetent und leidenschaftlich verfolg, ist in meinen Augen ein Muss für alle, die sich in der Politik mit Integration und in der Schule mit Pädagogik befassen.

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Nazljie Aliji, hoffnungsvoll und vertrauend

Hoffen auf eine bessere Zukunft

Ich kenne keinen schöneren Beweis, dass Integration möglich ist, als diesen Film – und die Geschichte dahinter. Möglich ist sie jedoch nur unter bestimmten politischen, institutionellen, finanziellen und vor allem menschlichen Voraussetzungen. In «Neuland» begleitete Thommen die jungen Migrantinnen und Migranten von Lehrer Zingg während zweier Jahre auf ihrem ungewissen Weg in eine hoffentlich bessere Zukunft in einem für sie unbekannten Neuland.

Bis zu ihrer Ankunft in der Schweiz sind sie weit gereist, per Flugzeug, Zug, Bus, Boot oder zu Fuss und haben dafür grosse Risiken auf sich genommen und zum Teil viel Geld investiert. Jetzt treffen sie sich in der Gemeinschaft einer Integrationsklasse in Basel. Hier sollen sie mit zwei Jahren Unterricht in die Berufswelt einsteigen. Ihre schulischen Leistungen stehen im Vordergrund, auf die privaten Probleme seiner Schüler lässt sich Zingg nicht explizit ein. Dass Ehsanullah beispielsweise lieber arbeiten würde, um seiner Familie in Afghanistan Geld zu schicken, kann Zingg nachfühlen, aber nicht dulden. Trotzdem verehren die Schüler ihren Lehrer, denn er ist einer der wenigen Menschen, die sich mit Leib und Seele für sie einsetzen.

Einer der Migranten ist jener 19-Jährige, der in einem Schlauchboot übers Meer fahren und zu Fuss über Berge fliehen musste, bis er in der Schweiz ankam. Zwei andere sind die albanischen Geschwister Nazljie und Ismail, die ihre Heimat aus familiären Gründen verlassen haben und nun hier bei Verwandten wohnen. Sie fand eine Lehrstelle in der Altenpflege, er in einer Sanitärfirma. Wie diese hoffen alle in der Klasse, ihre Vergangenheit hinter sich lassen und in der Schweiz ihre Träume verwirklichen zu können. Der Lehrer macht sich keine Illusionen, dass es leicht sei, in einem fremden Land einen beruflichen Einstieg zu finden. Gleichwohl wird er nicht müde, den jungen Menschen den Glauben an sich selbst und an eine bessere Zukunft zu lehren. Eine Lehrerpersönlichkeit, die berührt und hoffen lässt.

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Ehsanullah Habibi, skeptisch und suchend

Regie: Anna Thomman
Produktionsjahr: 2013
Länge: 100 min
Verleih: Filmcoopi