Chrigu

Immer wieder mal geschieht es, dass in einer Schule ein Kind, ein junger Mensch oder eine Lehrperson stirbt. Dann steht man meist etwas hilflos da, denn der Tod wird immer noch verdrängt, tabuisiert, ist nur bei wenigen ein Teil des Lebens. Der Schweizer Dokumentarfilm «Chrigu» kann in dieser Situation vielleicht etwas helfen

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Christian (Chrigu) begann mit sechzehn Filme zu drehen. Er war ein Kind von Aussteigern auf einem Bauernhof im Jura. Bei Partys, auf einer Reise nach Indien, bei Konzerten, immer war seine Kamera dabei. Nach einem Jahr landete er bei der «Video Gäng» von TeleZüri und lernte dort Jan Gassmann kennen. «Lasst uns zusammen einen Dokfilm machen», sagt er, «ich steige dann irgendwann aus.» So begann das Filmprojekt des krebskranken Chrigu und seines Filmerfreundes Jan. Das Werk von Jan Gassmann und Christian Ziörjen erzählt von einem jungen Menschen, der einst grosse Pläne hatte, bis man mit 24 Jahren in seinem Nacken einen Tumor im fortgeschrittenen Stadium entdeckt hatte und er begann, ums sein Leben zu kämpfen. Dies alles wird festgehalten. Der Film stellt nicht etwa die Frage nach dem Warum, sondern dokumentiert das Leben, das ihm und seinen Angehörigen und Freunden noch blieb, als unvollendetes Puzzle.

Vielleicht zu wenig geweint

«Chrigu» soll kein Film über den Tod sein, sondern vielmehr einer über das Leben, wünschten sich die Autoren. Das ist er geworden. Für viele ist es auch das Dokument einer Sterbebegleitung, bei der auch seine Familie und die Mitglieder Hip-Hop-Band «Mundartisten» mit von der Partie sind. «Das wird einen runden Film geben, lustig sollt er sein, ein vier Monate langer Dreh.» So dachten alle Beteiligten. Dabei wurde sein Leben noch einmal aufgerollt, wurde viel gelacht, wenig geweint, vielleicht zu wenig – und dann war er tot. So erinnert sich Jan, der den Film zu Ende gebracht hatte.

Wie 1200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem Openair mit dem Film «Chrigu» nach dem warmem Applaus schweigend auf den Plätzen verharrten, so kann es auch in einer Klasse gehen. Ohne lange Gespräche kann etwas geschehen bei den jungen Menschen, das sie vielleicht reifer, vielleicht reicher macht, auch wenn dabei Tränen fliessen. – Empfohlen ab der Oberstufe.