Volveréis

Ein fast klassischer Liebesfilm: Der spanische Cineast Jonás Trueba lädt ein zu einem zauberhaft verspielten Film über Liebe, Abschied und Wiedersehen. Nach 14 Jahren entscheiden sich Ale und Alex, auseinanderzugehen und ihre Freunde zu diesem Anlass einzuladen. «Volveréis» unterhält bestens und motiviert, weiter darüber zu sinnieren. Ab 14. August im Kino
Volveréis

Alex und Ale

Aus der Presse zum Film: Ein Plädoyer für die Schönheit des Flüchtigen. So zart wie tiefgründig, so lustig wie erst. Bittersüsse Reflexion über die Liebe, die Zeit, das Kino, die Menschen, die Neuerfindung des Selbst. Eine Ode an die Midlife-Crisis. Lustige, redselige, verzwickte madrilenische Meta-Melancholie.

 

Es geht uns gut, sehr gut sogar...

 

Nach 14 gemeinsamen Jahren haben die Filmregisseurin Ale und der Schauspieler Alex beschlossen, sich zu trennen und, nach einer alten Idee von Ales Vater, dazu ein Fest zu veranstalten. Bei den Freunden löst die Einladung da und dort Skepsis aus, was die beiden in ihrem Entschluss jedoch weiter bestärkt. Mitten in der Fertigstellung von Ales neuem Film – um ein Paar, das sich nach 14 Jahren trennt – stürzen sich die beiden in die Vorbereitungen zum Fest. Während der wunderbare Madrider Sommer sich seinem Ende zuneigt, schleichen sich auch bei ihnen unmerklich leise Zweifel ein, obwohl es ihnen gut geht, sehr gut sogar...

 

Der spanische Regisseur Jonás Trueba erzählt in seinem unverwechselbaren Stil mit sanfter Melancholie und hintergründigem Witz vom Vergehen und Werden der Liebe, von Ermüdung und Neuanfang, Trennen, Loslassen und Weitermachen: eine wunderbare, höchst unterhaltsame Hommage an die seltsame Schönheit der Wiederholung, die Seligkeit des Augenblicks und eine Liebeserklärung ans Kino, die klassischen Re-Marriage-Komödien Hollywoods und an den eigenen Vater Fernando Trueba, der hier in seiner ersten Kinorolle glänzt. Itsaso Arana und Vito Sanz spielen die ermatteten Liebenden mit berührender Hingabe und Lakonie inmitten eines bis in die Nebenrollen höchst inspirierten Ensembles. «Volveréis» feierte seine Weltpremiere in der Quinzaine des Festivals von Cannes, wo er mit dem Europa Cinemas Label als Bester Film ausgezeichnet wurde.

 

Der Filmjournalist Victor Courgeon führte mit dem Regisseur Jonás Trueba ein Interview, aus dem ich nachfolgend abgeschrieben habe, um so das Innenleben des turbulenten Filmes zu erkunden:

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Proben fürs Fest

 

Grund der Trennung nie erklärt

 

«Volveréis» (ChatGPT: Werdet ihr wiederkehren) basiert auf einer Idee, die im ganzen Film immer wieder wörtlich wiederholt wird. Dennoch wird nie klar gesagt, was der Grund der Trennung ist. Für mich war es wichtig, dass es keinen konkreten Grund gibt, dass es fast ein Geheimnis ist, um zu vermeiden, dass der Film zu realistisch wird. In Filmen über Paare und Trennungen steckt üblicherweise ein erkennbares Drama: Kinder, Untreue. Hier nicht. Ich wollte den Film von all diesen Elementen befreien, dass er ätherisch bleibt und dennoch klassisch romantische Komödien mitschwingen lässt. Die Trennung soll eine Frage bleiben, die über dem Film schwebt.

 

Das Paar wiederholt die Ankündigung mit den stets gleichen Worten, nur die Reaktionen der Geladenen sind verschieden. Ich mag Wiederholungen im Film, arbeite damit, inszeniere dieselben Dinge, Figuren und Räume. Das hat etwas mit Treue zu tun, die mir wichtig ist. Der Satz über die Paare, die besser die Trennungen als die Hochzeit feiern sollen, stammt von meinem Vater. Er sagte ihn ein einziges Mal zu mir als Teenager, hat sich bei mir aber festgesetzt. Ich denke, das Kino ist dazu da, um in den Filmen Dinge zu tun, die wir uns im Leben nicht trauen. Das ist das Kino, das ich liebe: für eine leicht verbesserte Version der Wirklichkeit...

 

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Im Bett entstand die Idee

 

«Film im Film»

 

Sobald wir entdecken, dass unser Film im Kino gleichzeitig der Film ist, den Ale gerade fertigstellt, gibt es ein besonderes Spiel mit der Montage und dem Publikum. Wir haben «Volveréis» auf der Grundlage eines Drehbuchs gedreht, das präzise geschrieben war und bei der Montage angepasst wurde. Der Film ist voller kleiner Montagetricks wie Split-Screens, Achsensprünge und Verschwenkungen. Diese Elemente wirken, wenn wir verstehen, das Ale, die von Itsaso gespielte Figur, denselben Film schneidet wie den, den wir gerade sehen. Eine humoristische Absurdität des Films! Es geht dabei weniger um eine intellektuelle Frage um «Film im Film», als vielmehr darum, wie Leben und Filme sich verflechten. Der Film idealisiert sie nicht, die Zugehörigkeit zur Welt des Films, sondern zeigt die Schwierigkeit auf, Arbeit, Leben und Liebe miteinander in Einklang zu bringen. «Volveréis» ist ein Film über die Montage mit Protagonisten, die das Kino mit dem Leben verwechseln. Und das Leben als schlecht montierter Film! Was würde passieren, wenn wir eine Fassung unseres eigenen Lebens schneiden könnten?

 

Komödie oder Tragikomödie?

 

Man kann nicht eindeutig sagen, ob «Volveréis» eine Komödie ist. Während der Dreharbeiten sagten Vito Sanz als Alex und Itsaso Arana als Ale immer wieder, das der Film einen bestimmten Ton hat, der schwer zu finden ist. Er ist komisch, aber gleichzeitig traurig, er konfrontiert zwei deprimierte Menschen, die versuchen, sich das nicht anmerken zu lassen. Wir hatten etwas Angst vor dem Filmende, beim Schreiben und beim Drehen. Normalerweise habe ich die Filmschlüsse nicht klar vor Augen, ich halte sie lieber offen. In dieser Hinsicht ist «Volveréis» anders. Bisher ging es in meinen Filmen immer um Leute, die nicht wissen, was sie wollen. Jetzt haben wir Figuren, die wissen, was sie wollen, nämlich sich trennen. Als wir drehten, habe ich jedoch gemerkt, dass das doch nicht immer so klar war (lacht).

 

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Momente des Miteinanders

 

Truebas «Achteinhalb»

 

Ale und Alex entdecken ihre Gefühle wieder, als sie gemeinsam Videos von sich in jüngeren Jahren ansehen. Muss man sich selbst als Verliebte gefilmt sehen, um sich wieder zu verlieben? Das ist eine Szene, die erst am Ende des Schreibens entstand. Während des ganzen Filmes wissen wir nicht, warum sie sich eigentlich trennen. Ich mag es, dass man sich im Lauf des Films nach und nach vorstellen kann, was für ein Paar sie in der Vergangenheit waren. In der Szene mit den Videos passiert genau das. Ich wollte, dass der Film diese Information gibt, damit «Volveréis» sich nach und nach öffnet. Im Scherz habe ich zu Ale und Alex gesagt, dass «Volveréis» der Film unserer «cineastischen Krise» wird, wie einst «Otto e mezzo» die von Federico Fellini; wenn man meinen mittellangen Film «Miniaturas» mitzählt, war das wirklich unser «Achteinhalb» und lacht dabei.

 

Zum Weitersinnieren ein Gedanke von Søren Kierkegaard

 

«Die Liebe der Wiederholung ist in Wahrheit die einzig glückliche. Sie hat wie die Liebe der Erinnerung nicht die Unruhe der Hoffnung, nicht die beängstigende Abenteuerlichkeit der Entdeckung, aber auch nicht die Wehmut der Erinnerung. Die Liebe der Wiederholung hat die selige Sicherheit des Augenblicks.»

 

Regie: Jonás Truebas, Produktion: 2024, Länge: 115 min, Verleih: Sisters Distribution