Die grossen Ferien

Leben ist immer ein «Leben zum Tod» (Sören Kierkegaard). Und je älter wir werden, desto deutlicher wird uns dies

Also ist und bleibt die Auseinandersetzung mit dem Sterben ein Thema der Altersvorbreitung. Auch wenn dies die Stellen, die sich mit der Altersarbeit beschäftigen, systematisch verdrängen. Denn Geld kann man damit keines machen, verkaufen kann man dazu ebenfalls nichts.

Im Oktober 1998 erfuhr Johan van der Keuken, der bekannte holländische Dokumentarfilmer, dass sich seine früher schon festgestellte Krebserkrankung wider ver-schlimmert hatte und ihm nur noch wenige Zeit zu leben bliebe. Mit seiner Frau Nosh van der Lely hatte er die Welt bereist, sie war für den Ton seiner Filme verantwortlich, er stand hinter der Kamera.

Da beschlossen die beiden, den kostbaren Rest ihres gemeinsamen Lebens damit zu verbringen, zu sehen und zu hören. Zu Weihnachten machte er sich zusammen mit seiner Frau noch einmal auf den Weg, um sich von der Welt zu verabschieden und zusammenzufassen, was sich nicht zusammenfassen lässt: sein Leben und Denken, seine Weltsicht. Sie reisten nach Bhutan, Burkina Faso, Mali, Brasilien, die USA. Und wir gehen mit auf die Reise und halten inne bei den Mönchen in einem Himalayakloster, den Wäscherinnen am Ufer des Niger oder den Menschen in den Favelas von Rio. «Trotz aller Widrigkeiten weiterzuleben, mit Hilfe von wunderbaren Geschichten, die sich wie von selbst offenbaren und ein Trost im Angesicht des Nichts sind», wie van der Keuken in seinem Kommentar formuliert.

Eingeflochten in diese Beobachtungen in diese Beobachtungen ist seine Suche nach einer Therapie gegen den Krebs. Schliesslich empfehlen Freunde ihm einen Spezialisten in New York, mit dessen neu entdeckter Kräutermischung die Krankheitsgeschichte des Regisseurs eine überraschende Wende erfährt.

Der Film lädt ein um Nachdenken über die eigene Sterblichkeit und ist ein anrühren-des Dokument tief empfundener Hinwendung zur Vielfalt menschlichen Lebens. Er wurde am Internationalen Dokumentarfilmfestival in Nyon mit dem Hauptpreis ausge-zeichnet.

Mit einer aussergewöhnlichen Intensität stellt uns der Film vor die Sinnfragen von Leben und Tod, von Sterben und Geboren werden und den vielen Entscheiden dazwischen. Nicht im Sinne eines banalen Fragezeichenfilms tritt der Film «Die grossen Ferien» auf, sondern als künstlerisches Werk, das nie auf ein Frag-und Antwort-Spiel reduziert werden kann, sondern uns ganzheitlich mit dem Geheimnis konfrontiert, auf das es die Antworten nicht gibt. – Ein ästhetisches, ein menschliches Abenteuer.