The Dust of Time

Als Teil der grossen Weltgeschichte kommt die Geschichte daher, die der griechische Regisseur Theo Angelopoulos in seinem gut zweistündigen Film «The Dust of Time» erzählt, angesiedelt in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts und in verschiedenen Ländern spielend.

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Ein amerikanischer Filmregisseur griechischer Abstammung kehrt in die römischen Filmstudios zurück, um dort seinen Dreh fortzusetzen, den er aus unbekannten Gründen abgebrochen hat. Sein Film handelt von der Liebe seiner Mutter zu zwei Männern, die sie ein Leben lang liebte und von denen sie bis zum Ende geliebt wurde. Die Liebenden verlieren sich im Laufe ihres bewegten Lebens, sie suchen einander auf Reisen durch Raum und Zeit, vorbei an den bedeutenden politischen und gesellschaftlichen Ereignissen während der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts: in Sibirien, Nordkasachstan, Italien, Deutschland und Amerika – und sie finden sich wieder.

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Der historische Bogen spannt sich über Exil, Trennung, Fremde und Heimkehr, umfassend auch den Zusammenbruch von Ideologien: Stalins Tod, den Watergate-Skandal, den Vietnamkrieg, den Fall der Berliner Mauer und den noch nicht eingelösten Traum einer besseren Welt im einundzwanzigsten Jahrhundert.

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Wie im Traum erinnert sich der Regisseur an die Menschen und Ereignisse seiner Vergangenheit. In einem menschenleeren Berlin fällt am Schluss in der Dämmerung des neuen Jahrhunderts leise der Schnee auf die vergangenen Zeiten und auf das ganze Universum.

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Die Filme des grossen griechischen Filmschöpfers Theo Angelopoulos waren und sind immer Legenden. Mit seinen eigenwilligen, mythischen, philosophischen Filmen prägt er seit Jahrzehnten das europäische Filmschaffen, wie kaum ein anderer. Angelopoulos ist vielleicht, nach dem Tode von Federico Fellini, Michelangelo Antonioni, Ingmar Bergman, Marcel Carné und einiger anderer, der letzte grosse Europäer der siebten Kunst.

«The Dust of Time» ist wie immer bei diesem Meister hochkarätig besetzt mit den grossen Schauspielern Willem Dafoe, Bruno Ganz, Michel Piccoli, Irène Jacob, Christiane Paul und weiteren. Ausgezeichnet und bedeutungsvoll sind bei ihm wie immer auch die Musik und die Kamera, welche mithelfen, die Geschichte zu vertiefen und zu deuten.

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«In meiner Schulzeit waren Homer und die alten tragischen Dichter ein Teil des Lehrplans. Die antiken Mythen vereinnahmten uns, und wir vereinnahmten sie. Wir lebten in einem Land voller Erinnerungen, voll uralter Steine und zerbrochener Statuen. Die zeitgenössische griechische Kunst lebt von der Koexistenz des Alten und des Neuen», meint Angelopoulos und erklärt damit, dass auch fast alle seine Werke wie griechische Tragödien daherkommen. Und er fährt weiter: «Für den Weg, den ich gegangen bin, für meine Art zu denken, ist es undenkbar, nicht von all dem beeinflusst zu sein.»