BenX
Ben ist anders als die andern, er lebt in seiner eigenen Welt. In seinem liebsten Online-Spiel «Archlord» versucht er, für die Widrigkeiten des wahren Lebens zu trainieren. Mit seiner Internetgefährtin Scarlite meistert er dort die Herausforderungen, die ihn in der realen Welt überfordern. Der harte Alltag in der Schule und in der Freizeit ist für den verschlossenen Aussenseiter eine tägliche Höllenqual. Immer wieder wird er von seinen Mitschülern gemobbt und tyrannisiert. Die Eltern und einige weitere Menschen versuchen ihm, ohne Erfolg, zu helfen. Ben will Schluss machen: Game over! Da tritt das Mädchen aus dem Online-Spiel in sein reales Leben…
Je komplexer, desto näher der Wirklichkeit
Zu Beginn erscheint einem der Erstlingsfilm, von Nic Balthazar nach seinem eigenen Jugendbuch «Nichts war alles, was er sagte» gedreht hat, wie ein provokativer medienpädagogischer Diskurs zum Thema «Flucht in Online-Games». Doch allmählich zeigt es sich, dass Bens Verweilen im Virtuellen nicht der Kern ist, sondern bloss eine Antwort auf eine leichte Art des Autismus, auf das unmenschlich brutale Schulumfeld mit Mobbing und Schlägereien samt Happy Slapping, auf eine schwierige Familienkonstellation usw. usf. Kaum glaubt man, den Grund auf das trostlose Leben von Ben gefunden zu haben, tauchen neue traurige Abgründe auf, welche, weniger intellektuell, mehr emotional, wirken.
Je verwirrender und komplexer der Film wird, desto näher dürfte er dem Phänomen des Kinder- und Jugendsuizids kommen. «BenX» konfrontiert das Publikum mit einem Thema, das Empathie, Analyse und adäquates Handeln verlangt, was zum Teil von den Laien, zum Teil aber von den Fachleute verlangt wird. Die Antwort gibt der Film nicht, im besten Fall Teil-Antworten. Doch fordert er heraus, sich für dieses verdrängte Thema zu öffnen.