Billy Elliot

Ein Kinofilm zu Themen, die Lehrerinnen und Lehrer, aber auch Jugendliche etwas angehen: Zu sich finden, sich treu bleiben, den eigenen Weg gehen, seine Träume verwirklichen.

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Man schreibt das Jahr 1984. Die Kohlenminen im Nordosten Englands sollen geschlossen werden. Eine harte Zeit für die Kumpel, die nur noch im Streik einen Ausweg sehen. Auch für einen Vater, dessen Frau gestorben ist, und Tony, dessen älteren Sohn, die sich den Streikenden anschliessen. Auch der elfjährige Billy (Jamie Bell in einer Rolle faszinierender Spontaneität), der jüngere Sohn, soll lernen, sich mit Boxen durchs Leben zu schlagen.

Während seines Boxunterrichts wagt er immer wieder mal einen Blick zu den Ballettmädchen, die in der Sporthalle nebenan üben. Er will auch zum Ballett. Die Tanzlehrerin Mrs. Wilkinson (Julie Walters in einem Part hoher Authentizität) erkennt sein Talent und gibt ihm heimlich Unterricht. Denn davon will sein Vaters nichts wissen. Der Junge gibt nicht auf. Tanzen heisst für ihn leben und ausleben. Er ist überzeugt, ein grosser Tänzer zu werden. Mit höchster Willensanstrengung, einer alles verschlingenden Leidenschaft und mit Unterstützung der Lehrerin wird er es schaffen, den langen, steinigen Weg zu gehen, bis er die Schwerelosigkeit seines Körpers in allen Poren erlebt.

Seit den 60er-Jahren macht der englische Film immer wieder durch eigenwillige sozialkritische und psychologisch feinsinnige Studien von sich reden. Mit dem Kinoerstling «Billy Elliot» reihen sich Regisseur Stephen Dardly und Drehbuchautor Lee Hall in die Reihe von Schlesinger, Loach, Frears und Leigh ein.

Die Geschichte macht betroffen. Besonders auch Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, die täglich mit jungen Menschen zu tun haben, die sie begleiten auf ihrem Weg, erwachsen zu werden, bei ihrer Suche nach sich selbst. Billy widersetzt sich seinem Vater, dem Bruder, den Nachbarn, dem Common sense der Umgebung. Er will tanzen! Doch Tanzen ist für Mädchen, Buben boxen, sagt man. Weiter bricht er aus dem angestammten Lebensraum des Arbeitermilieu aus. Er verlässt die Zeche und wechselt zur Kunst. Ein einziger Mensch, seine Ballettlehrerin, glaubt an ihn, hilft ihm, seinen eigenen Weg zu finden und zu gehen. Bis er am Schluss auch seinen Vater und weitere zu sich bekehrt hat.

«Billy Elliot – I will dance» (wie der Titel im Original heisst) ist ein Mutmacher-Film. Er gewinnt eine breite Anteilnahme für einen jungen Menschen, der sich nicht unterkriegen lässt, sich treu bleibt und unbeirrt seinen Weg geht, seinen Traum verwirklicht. Damit kann der Film vielleicht Jugendlichen in ähnlicher Lage helfen, sich nicht allein zu fühlen. Kann er Erwachsenen helfen, besser zu spüren, wo sich junge Menschen aufbäumen (müssen), um ihre Freiheit, ihre Selbständigkeit und Selbstverantwortung zu gewinnen.