Boys Don't Cry

Ähnlich radikal wie das belgische Filmerbrüderpaar Luc und Jean-Pierre Dardenne mit «Rosetta» geht die Amerikanerin Kimberly Peirce in ihrem Film «Boys don»t cry» vor.

Sie erzählt die Geschichte des 21-jährigen Brandon Teena aus einem kleinen Nest in Nebraska. Mit seiner Liebenswürdigkeit und seinem unschuldigen Charme gewinnt der Fremde die Herzen seiner Umgebung im Sturm. Doch als er sich in Lana verliebt, nimmt das Unheil seinen dramatischen Lauf. Denn Brandon ist ein anderer Mensch, als er vorgibt zu sein, er ist eine Frau. Der Film leuchtet die Befindlichkeit eines Menschen aus, der sich in seiner Geschlechtsidentität nicht sicher ist, der nicht richtig weiss, in welchem Körper er «daheim» ist. Das sinnlich und dramatisiert zu zeigen, ist ein erstes Verdienst der Autorin. Wichtig für alle, die es betrifft, auch wenn diese Gruppe nicht allzu gross sein sollte.

Der Film endet blutig wie eine griechische Tragödie. Er zeigt auf – und das dürfte das zweite Verdienst der Filmemacher sein –, wie die (amerikanische) Gesellschaft mit der Homosexualität umgeht. Und hier, so meine ich, sind wir alle gefordert: als Privatmenschen, wie als Sozialpädagoginnen oder Sozialpädagogen. Welche Aggressionen dieses Mädchen durch sein unangepasstes Verhalten auslöst, erschreckt. Und wenn man am Schluss des Filmes erfährt, dass all dies wirklich geschehen ist, im Jahre 1993, in Falls City, erschüttert es einen doppelt. Wie weit haben wir es doch gebracht, nach zweitausend Jahren Christentum!