Gatos viejos

Wenn es zwischen der alten Mutter und der rebellischen Tochter stürmt und tobt

Die 80jährige Isidora und der etwas jüngere Enrique leben mit ihren ebenfalls alten Katzen in einer eleganten Wohnung in Santiago. Sie befindet sich im achten Stockwerk, was die alte Frau schnell mal zur Gefangenen macht, wenn der Lift ausfällt. Ausgerechnet an einem solchen Tag kündigt die Tochter Rosario, eine richtige Rabentochter, ihren Besuch an. Das verheisst nichts Gutes! Wie ein Orkan fegt sie Stunden später durch die Wohnung, und nachdem sich auch ihre Freundin «Hugo» dazugesellt, zeigen sich die wahren Beweggründe ihrer Visite. Sie haben es auf das Apartment abgesehen. Das ist zu viel für Isidora, die ihre Anflüge von Demenz vor den Gästen kaum mehr verbergen kann. Es folgen harte Worte, und es fliegen die Fetzen. «Nein, ich will nicht» waren die ersten Worte Isidoras in der Einleitungssequenz, «Nein, und nochmals nein» ihre Antwort auf das Ansinnen der Tochter, von den Eltern für ein dubioses Geschäftsmodell Geld zu erhalten. Doch gegen Schluss wirblig turbulenten Films geht esnicht mehr ums Geld, sondern um die Liebe, die einst nicht geschenkt und jetzt nicht zurückgeben wird, um die Vergänglichkeit, die hautnah erlebt und erlitten wird, und um die verpasste Chancen, das verpasste Leben.

Trailer

Wie der Film mit Grossaufnahmen der alten Katzen und dann des alten Ehepaares im Bett beginnt, so gehen die beiden chilenischen Filmemachen Sebastián Silva und Pedro Peirano über die ganze Länge des Films nahe an die Menschen heran. Das einmal stille, das andere Mal hektische Kammerspiel zeigt aus nächster Nähe, wie die beiden Alten, aber auch ihre Tochter und deren Geliebte agieren und reagieren. Es sind die kleinen seelischen Regungen, an denen die beiden Filmemacher interessiert sind – die dieser empathischen Haltung auch uns bereichern. In ihrem letzten Film «La Nana» tasteten sie seismografisch genau die Seele einer verhärmten Hausangestellten ab, die sich durch eine besondere Begegnung nach und nach zu öffnen beginnt. Im «Gatos viejos» neuen Film folgen sie nun er Bewegung in die andere Richtung: dem Rückzug einer alten Frau in die eigene Welt, die mehr und mehr vergisst und die ersten Anzeichen von Alzheimer an sich wahrnimmt und damit zu leben versucht.

Faszinierend an der «vierhändigen Arbeit der beiden Filmemacher» (Brigitte Siegrist) ist der ihnen eigene Stil, der dokumentarisches Beobachten mit fulminantem Schauspiel verbindet. Sie destillieren aus dem Schlagabtausch zweier gereifter und zweier rebellierender Charaktere jeden Humor, den das Leben so schreibt. Unter Wahrung der Einheit von Ort, Zeit und Handlung gleitet der Film nahtlos von der Komödie in die Tragödie und wieder zurück, vom persönlichen Drama zum heiteren Spiel. Für die beiden Alten vor allem wird es zum menschlichen Drama schlechthin. Für Isidora heisst das: Wie fühlt es ich an, alt zu werden und zu spüren, dass einen die geistigen Fähigkeiten verlassen? Zu merken, dass einem nur noch wenig Zeit bleibt, gewisse Dinge ins Reine zu bringen? Mit naturalistischem Blick hält die Kamera die Beschwerlichkeiten des Alters fest, registriert Isidoras seelisches Beben, verwandelt ihr Gesicht in eine «paysage d’âme».

Zerbrechlich und zärtlich auf der einen, stur und steif auf der anderen Seite, diese Eigenschaften meisterhaft miteinander zu verbinden, gelingt der chilenischen Theaterikone Bélgica Castro in der Rolle der Isidora mit Brillanz. Sie blickt mit ihren 90 Jahren auf eine aussergewöhnliche Schauspielkarriere zurück und lebt mit ihrem Filmpartner Enrique, dem Dramaturgen Alejandro Sieveking, auch im richtigen Leben zusammen. Fast schon logisch, dass der Schauplatz ihre eigene Wohnung ist, die Katzen inklusive. Wenn sie sich schliesslich eingestehen muss, dass auch sie Schuld trifft, dass sie nämlich ihrer Tochter zu wenig Liebe geschenkt hat, wird eine kleine Geste der Versöhnung möglich. Ein Hauch von Verständnis, ein Anflug von Zärtlichkeit wird spürbar, ohne dass der Film gleich auf ein Happy End zusteuert.

Das virtuos inszenierte Kammerspiel erreicht uns, nach dem wunderbar anrührenden Erfolgsfilm «Cinco dias sin Nora» aus Mexiko, nun als Überraschung aus Chile. Ein Spiel übers Altwerden, das von den französischen Art-et-Essay-Kinos 2011 in Cannes zum besten Film ausgewählt wurde.

Eine Möglichkeit, sich mit einem Film auseinander zu setzen, ist, sich zu fragen, was er in uns auslöst; eine andere, sich zu fragen, was die Filmemacher beabsichtigt haben, warum sie wie vorgegangen sind. Das folgende Gespräch mit den Regisseuren von «Gatos Viejos» Pedro Peirano und Sebastián Silva dient der zweiten Möglichkeit angesichts des Films «Gatos viejos».

 

Gespräch mit den Regisseuren von «Gatos Viejos» Pedro Peirano und Sebastián Silva

Wie ist der Film «Gatos viejos» entstanden?

Pedro Peirano: Erste Skizzen entstanden bei den Dreharbeiten zu unserem Film «La nana». Wir wollten wieder mit Bélgica Castro drehen, mit der wir seit dem ersten Film von Sebastián, «La vida me mata», freundschaftlich verbunden sind. Sie hatte damals eine kleine Rolle, und wir wünschten uns, sie einmal für eine Hauptrolle gewinnen zu können. In Chile ist sie als Theaterschauspielerin legendär und schaut mit ihren 90 Jahren auf eine reich befrachtete Karriere zurück.

Sebastián Silva: Es war uns wichtig, mit Bélgica und ihrem Mann Alejandro einen Film zu machen, egal ob Spiel- oder Dokumentarfilm. Die Idee hat Pedro sofort gefallen, denn er versteht sich sehr gut mit älteren Menschen. Mir schwirrte schon lange eine Szene im Kopf herum mit einem alten Mann, der mitten in der Menschenmenge auf der Strasse völlig die Orientierung verliert, das heisst, ich wollte eigentlich eine Filmszene zur Alzheimerkrankheit drehen. Ich habe mich immer schon für die Grenze zwischen psychischer Gesundheit und Krankheit interessiert.

Und wie kam es zu diesem Titel?

Pedro Peirano: Wir drehten in Bélgica Castros Wohnung, auch deshalb, weil wir die Bedingungen für die Dreharbeiten für sie so angenehm wie möglich gestalten wollten. Die beiden Katzen gehören ihr und sind sozusagen die Könige im Haus. Sie sind die eigentlichen Stars. Es war einfach unvorstellbar, sie nicht im Film mitwirken zu lassen.

Wie definieren Sie selber Ihren Film?

Pedro Peirano: Es ist ein Drama mit komödiantischen Elementen. Wir können nicht anders, wir müssen unsere Geschichten mit Humor anreichern. Umso mehr, als wir die Geschichte aus der Sicht einer alten Frau erzählen, was im Kino nicht einfach zu bewerkstelligen ist.

Sebastián Silva: In jedem Drama steckt auch Humor. Die Lage ist traurig, gleichzeitig auch lustig. Wenn man sich den Film ein zweites Mal anschaut, bringen einen zahlreiche Momente, die für die Hauptdarsteller peinlich sein könnten, zum lachen. Gatos viejos ist sowohl eine Komödie als ein Drama.

Ihre Zusammenarbeit scheint befruchtend zu sein. Wir arbeiten sie beide zu zweit zusammen?

Pedro Peirano: Vom Drehbuch bis zur Umsetzung machen wir alles gemeinsam. Unsere verschiedenen Rollen sind nicht klar definiert. Manchmal gibt Sebastián den Ton an, manchmal übernehme ich die Führung. Unsere Zusammenarbeit ist eine seltene Osmose, geradezu organisch. Ein Beispiel: Ich wollte Catalina Saavedra unbedingt im Film, wusste aber nicht, wie ich ihre Rolle einführen sollte. So hat Sebastián vorgeschlagen, sie solle die Freundin von Rosario darstellen, der Tochter des Paars. Zunächst war ich dagegen, da ich mir Rosario mit einem männlichen Verlobten vorstellte. Ein paar Tage später rief ich Sebastián jedoch an, um ihm zu sagen, dass ich einverstanden sei, aber nur, wenn diese Person Hugo heisst. Mindestens fünf Minuten dauerte sein Lachanfall am Telefon, darauf nahm er an.

Sebastián Silva: Pedro hat mir geholfen, das Drehbuch meines ersten Spielfilms umzuschreiben. Seit diesem Moment bin ich von ihm abhängig, denn er ist ein hervorragender Geschichtenerzähler. Das Drehbuch von «La nana» haben wir gemeinsam geschrieben, und zwar auf der Basis einer dreissigseitigen Kurzfassung, die ich mit meiner Schwester entworfen hatte. Diesen dritten Film haben wir von Anfang bis zum Ende gemeinsam entwickelt. Die Arbeit mit Pedro inspiriert mich sehr.

In Ihrem vorherigen Film «La nana» erzählen Sie von einer Frau, die sich aus ihrem inneren Gefängnis befreit. «Gatos viejos» nun schildert den umgekehrten Prozess: eine alte Frau wird in ihrer Krankheit gefangen. Sehen Sie das auch so?

Sebastián Silva: Ja, aber erst nachdem ein Film fertig gestellt ist, kann eine solche Interpretation gemacht und können Parallelen zu vorherigen Filmen gezogen werden.

Pedro Peirano: «La nana» zeigt, dass man sein Leben in jedem Moment verändern kann. In «Gatos viejos» wird – vielleicht zufälligerweise – der Moment dargestellt, an dem es zu spät ist für Veränderungen. Nur mit diesem physischen Eingeschlossensein konnten wir Isidoras Leiden sichtbar machen. Zu Beginn wird die Wohnung zum Gefängnis, danach ihr Körper. Dies wird in der Szene sichtbar, in der sie versucht, die Treppen hinunter zu steigen. Dreissig Jahre vorher hätte sie ihre Tochter mit Leichtigkeit eingeholt und mit ihr sprechen können. Heute jedoch ist es zu spät.

Durch die Liftpanne wird Isidora zur Gefangenen. Wollten Sie damit das Gefühl des Eingesperrtseins verstärken?

Pedro Peirano: Diese Episode ist Bélgica Castro im wirklichen Leben passiert. Sie war sozusagen der Ausgangspunkt unseres Films. Im Laufe unserer Gespräche hat sie uns viel Material für unser Drehbuch geliefert. Ihr Ehemann, sowohl auf der Leinwand als auch im wirklichen Leben, erzählte uns von den ständigen Liftpannen und davon, dass das für Bélgica ungeheuer belastend ist, da sie aufgrund ihres Alters nicht mehr Treppen steigen kann.

Sebastián Silva: Diese Liftpanne ist ein hervorragendes dramatisches Element, das für Spannung sorgt und den Eindruck erwecken lässt, Isidora sei in einem Turm gefangen. Dabei ist es doch eigentlich ein so simples Element!

War es nicht eine grosse Herausforderung, den grössten Teil des Films in einer kleinen Wohnung zu drehen? Wie sind Sie damit umgegangen?

Pedro Peirano: Wir kannten den Drehort sehr gut und zeichneten Skizzen und Pläne. Die Bewegungen der einzelnen Personen waren genau definiert; überall in der Wohnung platzierten wir Scheinwerfer und schufen so eine kleine Kinobühne. Da alles so eng war, konnten nur die Schauspieler und wir in der Wohnung sein. Ausnahme bildeten die Szenen mit den Katzen. Wir mussten ziemlich viele Helfer mobilisieren, um sie vor die Kamera zu bringen, da sie sich immer wieder hinter dem Sofa versteckten. Sie zerstörten uns übrigens auch einen ziemlich teuren Teppich, den wir für die Dreharbeiten ausgeliehen hatten!

Sebastián Silva: Bei den Dreharbeiten von «La nana» machte ich Erfahrungen mit engen und winzigen Orten, auch wenn das Haus damals grösser war. Die grösste Herausforderung bei «Gatos viejos» war, nicht gefilmtes Theater zu machen. Wir drehten aus den verschiedensten Perspektiven und folgten den Personen bewusst in langen Einstellungen durch die Wohnung. Ein weiteres Element sind die Nahaufnahmen der Gesichter: Grenzenlose Landschaften, auf denen sich Gefühle abzeichnen, die keine Grenzen haben. Die Blicke in die Augen lockern den Film auf.

Keine der Personen im Film kann verurteilt werden, nicht einmal die geldgierige Rosario. War es Ihre Absicht, allen eine Chance zu geben?

Pedro Peirano: Ja, durchaus, auch wenn Sebastián jeweils sagte, all diese Figuren verdienten den Tod! Wir haben sie alle abwechselnd geliebt und gehasst. Wir wollten sie jedoch nicht zu stark überzeichnen. Wenn man mit einer alten Frau einen Film dreht, hat man die Tendenz, Mitleid mit ihr zu haben. Doch dann merkt man, dass sie eine Vergangenheit hat, dass auch sie Fehler begangen hat.

Sebastián Silva: Es gibt im wirklichen Leben keine durch und durch schlechten Rollen, die finden sich nur in Hollywoodfilmen. Unsere Personen haben Konturen, und es wäre uninteressant, wenn Rosario nur gemein wäre. Eigentlich wurde sie zugrunde gerichtet. Sie ist Opfer und eine arme Seele, gefangen in einem Teufelskreis. Gleichzeitig ist sie aber auch sehr verletzlich und liebenswert. Durch die Zuneigung, die sie von ihrer Partnerin erhält, erscheint sie weniger verachtenswert. Die Mittelmässigkeit zeigt sich im Film auf äusserst interessante Weise, denn die Figuren müssen ihr Ansehen wieder herstellen oder wichtige Erfahrungen machen. Meistens jedoch ändern sich die Individuen nicht. Es ist ganz besonders interessant, diese fehlende Entwicklung darzustellen, da sie ganz und gar dem wirklichen Leben entspricht. Das Mitgefühl von Rosario ist nur von kurzer Dauer, und ihre Geldgier obsiegt am Schluss des Films.

Die Szene mit den «menschlichen Bienen» wirkt surreal. Am Anfang scheinen es Isidoras Gedanken zu sein, ihre Halluzinationen. Erst später wird klar, dass es Darsteller sind. Weshalb führen Sie das Publikum so irre?

Pedro Peirano: Es war unsere Absicht, die Zuschauer zunächst an einen billigen Effekt glauben zu lassen, so, wie wir es aus den billigen Produktionen kennen, bevor der Zuschauer erkennt, dass es sich um Spielende handelt. Es ist also ein Spass, den wir uns machten. Isidora folge einem der Schauspieler in den Park, da er ihr gefällt und sie etwas in ihm wiedererkennt – obwohl sie sich ja eigentlich in diesem Moment an überhaupt nichts mehr erinnert. Zunächst dachten wir daran, Elfen darzustellen, die Bienen sind jedoch farbiger und kontrastieren so mehr mit den Farben unseres Films.

Sebastián Silva: Wir wollten das Publikum glauben lassen, die Regisseure seien übergeschnappt und hätten so plumpe Kunstgriffe angewendet, um Isidoras Halluzinationen darzustellen. Diese Szene zeigt aber auch, wie sehr Isidora zwischen ihren Wahrnehmungen und ihrer Zuversicht schwankt. Das ist gleichzeitig traurig und furchterregend.

Sie drehen jeweils mit den gleichen Schauspielern. Weshalb?

Sebastián Silva: Bélgica blieb im Laufe ihrer Karriere stets integer und authentisch. Mit 90 beweist sie Geschmack, Urteilsfähigkeit und Weisheit. Sie ist bewundernswert und eine sehr professionelle Schauspielerin. Ich kann mich auf ihr Urteil verlassen. Sie ist mehr als eine Schauspielerin, sie ist eine Mitarbeiterin, wie es auch die anderen sind, mit denen wir gut kommunizieren. Es ist überaus spannend und lustig, ihnen in jedem Film wieder eine neue Persönlichkeit zu geben. Also das Dienstmädchen aus «La nana» in Hugo zu verwandeln oder aus der Mutter einer erzkatholischen Familie eine drogensüchtige Lesbe zu machen.

Claudia Celedón spielt die undankbare Rolle der eigennützigen lesbischen und drogenabhängigen Tochter. Wie sind Sie mit ihr an diese schwierige Rolle herangegangen?

Pedro Peirano: Wir haben ihr hart zugesetzt! Sie hat ein überschäumendes Temperament, das näher an dieser Rolle ist als an der Mutter aus «La nana». Wir wollten, dass sie ihren Text in- und auswendig kennt.

Sebastián Silva: Sie neigt tatsächlich dazu, zu sehr auf ihre starke Präsenz zu vertrauen. In dieser Rolle hat sie aber sehr viele Dialoge, und wir mussten sie wirklich regelrecht bedrohen. Sie hat eine riesige Anstrengung gemacht, was sich gelohnt hat.

Pedro Peirano: Sie musste sich wie ein Biest benehmen, da wir sie zu Beginn aus den Augen ihrer Mutter kennen lernen. Alle Figuren werden übrigens zunächst aus Isidoras Optik dargestellt. Sie streifen so Karikaturen wie Hugo, die zunächst wie ein Clown erscheint, dann aber doch voller Mitgefühl ist. Alle Protagonisten werden so nach und nach von Karikaturen zu Menschen. Auch Rosario beginnt ausserhalb des Blickwinkels ihrer Mutter zu existieren. Sie hat ja nicht Unrecht, wenn sie will, dass ihre Mutter in eine für ihren körperlichen Zustand idealere Wohnung umzieht. Diese Rolle zu spielen war ungeheuer schwierig und Claudia hat das hervorragend gemacht.

Alejandro Sieveking ist mehr ein Schutzengel als der Ehemann von Isidora. Wie haben sich die beiden, die ja auch im Leben ein Paar sind, als Ehepaar im Film behauptet?

Pedro Peirano: Alejandro ist ein in Chile sehr angesehener Bühnenautor. Es ist etwas jünger als Bélgica, und die beiden lieben sich sehr. Im Gegensatz zum Paar im Film trinken sie gerne Whisky, diskutieren über das Weltgeschehen, übers Kino und die Kultur. Mit ihnen zusammen zu sein, ist sehr angenehm. Es war also nicht einfach, ihre Charaktere den Rollen im Film anzupassen. Alejandro übernimmt im Film die Rolle des Schiedsrichters in einem Duell. Isidora gewinnt am Schluss nicht. Sie schwebt in einem widersprüchlichen Frieden und musste zweifellos zur Kenntnis nehmen, dass es zu spät ist.

Sebastián Silva: Mit diesem Paar möchte jeder befreundet sein. Sie sind so lustig und kultiviert, und es ist offensichtlich, dass die Chemie zwischen ihnen stimmt. Sie sind ja auch schon über 50 Jahre zusammen, kennen sich also genau. Es ist naheliegend, dass sie auf der Leinwand als Paar auftreten.

Die körperliche Veränderung von Catalina Saavedra, die hier sehr männlich wirkt, ist erstaunlich?

Pedro Peirano: Bereits die Rolle von «La nana» war überraschend für sie. Sie war begeistert von der Idee, in diesem Film eine komische Rolle zu spielen. Sie hat sich Prothesen hinter die Ohren geklemmt, damit sie abstehen und während der Drehpausen machte sie Faxen wie ein Affe. Sie alleine hat die Haltung und das Verhalten von Hugo erarbeitet. Wir haben im Übrigen viele Kunstgriffe angewendet. So bekam der Bruder lange falsche Zähne verpasst. Claudia Celedón ist tatsächlich viel jünger, als sie im Film scheint. Im Film hat sie bereits graue Haare und ihr Gesicht ist verlebt. Wir haben uns darüber köstlich amüsiert.

Würden Sie Ihren Film als politisch bezeichnen in Anbetracht der Darstellung der Beziehung zwischen Eltern und Kinder, des Geldes, der Position der älteren Menschen in der chilenischen Gesellschaft?

Pedro Peirano: Natürlich, auch wenn das ursprünglich nicht unsere Absicht war. Es ist ein universeller Film. Jeder von uns muss sich eines Tages dem Alter stellen.

Sebastián Silva: Politik ist überall: In den Familienbeziehungen, im Büro, mit den Nachbarn. Ich persönlich halte mich lieber aus diesen Betrachtungen raus. Das Alter, die familiären Probleme, die Tatsache, eine nachlässige Mutter zu sein: das betrifft jeden von uns. Unser Film ist nicht typisch für Chile, ausser vielleicht, was den Lift anbelangt!

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