Genesis

Acht Jahre nach «Microcosmos», dem Film über das faszinierende Leben auf einer Wiese, bringt dasselbe Autorenpaar «Genesis», ein Werk über den Anfang der Welt mit sensationellen Bildern und einem Kommentar aus den Tiefen der Mythologie ins Kino.

«Genesis» erzählt vom Anfang: dem ganz Grossen und dem ganz Kleinen, der Materie, den Atomen, den Zellen, der Zeit, der Liebe und der Geburt, dem Leben und dem Tod. In Bildern, mit Weisheit und Humor berichtetet der afrikanische Schamane von der Geburt des Universums und der Sterne, von den vulkanischen Anfängen unseres Planeten und dem ersten Auftauchen des Lebens auf der Erde. Der Film schildert unser aller Geschichte! Claude Nuridsany und Marie Pérennou, die für Regie und Kamera zeichnen, gelingt es, der Natur Momente von einzigartiger poetischer Schönheit zu entlocken und zu einem Bilderreigen zu komponieren.

Wir sind uns gewohnt, die Fragen der Entstehung der Welt mit westlichen, naturwissenschaftlichen Methoden zu beantworten. Dieser Film geht anders vor: mit der Metaphorik der Mythen und Märchen, die ebenso wahr sind wie die Antworten der Wissenschaft.

Worte des Schamanen

Über die Erde: «Am Anfang war die junge Erde siedend heiss, wie eine Speise, die man gerade aus dem Ofen genommen hat. Und nachdem sie die flüssigen Steine abgekühlt hatten, ergoss sich der Dampf des Himmels wie eine Sintflut auf die Erde und füllte die Ozeane.»

Zu den Tieren: «Das Leben hatte die ganzen Ozeane zur Verfügung und drei Milliarden Jahre lang war es damit zufrieden. Aber hinter den Küsten erstreckte sich die jungfräuliche Welt des trockenen Landes. Die Fische lernten das irdische Paradies kennen und wurden darauf als Tiere mit Beinen geboren. So bevölkerte sich die Erde mit Kreaturen – und Millionen von Klauen, Krallen und Hufen wanderten über das Land ihrer Kontinente.»

Von den Menschen: «Eine uralte Legende erzählt von Doppelwesen auf der Erde am Beginn der Zeit, die männlich und weiblich zugleich waren, und so mutig und stark, dass sie versuchten, zum Himmel zu klettern und mit den Göttern zu kämpfen. Das erzürnte den höchsten Gott so sehr, dass er beschloss, sie in zwei Hälften zu teilen. Darauf vermisste jede Hälfte die andere und umarmte sie mit dem Verlangen, sich wieder mit ihr zu vereinigen. Und so war die Liebe geboren.»

Und über den Tod: «Eines Tages werde ich der Erde die Materie zurückgeben, aus der ich entstanden bin.»

Gebrauchswert

Mit diesem Film sollte man keine «Naturkunde machen»; er selbst geht auch nicht didaktisch vor. Vorläufig ist der Film nur im Kino zu sehen: für Lehrpersonen, um ihn dann, wenn er auch auf DVD erhältlich ist, in der Schule, etwa ab der Mittelstufe, einzusetzen. Zum Staunen – bekanntlich ist Staunen der Anfang der Philosophie. Als Erfahrung der Fremdheit – wichtig in einer Zeit der Multikulturalität.

Das Buch zum Film: Claude Nuridsany und Marie Pérennou: Genesis. Woher kommen wir? Gerstenberg-Verlag, ISBN 3-8067-2935-2, Fr 43.80.