Happy-Go-Lucky

Eine brilliante Sally Hawkins in der Hauptrolle der ansteckend lustigen Frohnatur Polly, die herrliche Verkörperung aller Feel-Good-Wünsche der Alltagsmenschen. Und das bietet eine englische Grundschullehrerin im Film «Happy-go-lucky» – präzis zum Schuljahrbeginn!

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Pauline, von allen liebevoll Polly genannt, radelt fröhlich durch die Strassen Londons und winkt mal links, mal recht strahlend freundlichen Passanten zu. Sie arbeitet als Grundschullehrerin im Norden Londons und ist das, was man eine wahre Frohnatur nennt: stets gut gelaunt, offenherzig, hilfsbereit und ihren Mitmenschen gegenüber unvoreingenommen. Poppy muss man einfach gern haben. Mit der grossen Liebe hat es bei ihr allerdings noch nicht so richtig geklappt – ist auch halb so wild. Schliesslich hat sie ihr Mitbewohnerin Zoe, ihre Schwester Suzy und noch einen ganzen Haufen bester Freundinnen, mit denen sie um die Häuser ziehen kann.

Ihre unbeschwerte Art löst in ihrer oft etwas missgelaunten Umwelt aber auch Befremden und Erstaunen aus. Manche halten sie für etwas einfach, einige gar für verrückt. Auf jeden Fall aber führt sie einen Dauer-Flirt it dem Leben – am laufenden Band und in den abstrusesten Situationen. Ihre Komik gipfelt nicht selten in anarchischer Auflösung. Das Publikum geniesst 118 Minuten Lachen und Lächeln.

Heiter und sinnvoll zugleich

«Happy-Go-Lucky» (wörtlich: sorglos, unbeschwert, leichtlebig) ergeht sich nicht im Klamauk, dümpelt nicht im Seichten und langweilt nie. Zu verdanken ist das zum Einen der grossartigen Protagonistin Sally Hawkins, die höchst lebendig und stilsicher die Poppy verkörpert, wofür sie an der Berlinale 2008 mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde. Zum zweiten gehört das Verdient dem Regisseur Mike Leigh, dem neben Ken Loach wichtigsten Vertreter des sozialkritischen britischen Films, der im Hintergrund mit den Bildern der sozialen Wirklichkeit mit einem prügelnden Stiefvater, einem einsamen Rassisten und einen sprachgestörten Obdachlosen dem Film die nötige Bodenhaftung verleiht. Heiterkeit wie in diesem Film erlebbar kann nur verströmen, wer auch die Dunkel in der Gesellschaft kennt.

Die Lehrerin Poppy bestreitet ihre Tubulenzen mit dem Autofahr-Lehrer Scott und erlebt ihr heiteres Wunder mit der Flamenco-Lehrerin Rosita, erduldet den Physiotherapeuten bei ihren Rückenschmerzen, begegnet einem kauzigen, etwas verwirrten, Angst einflössenden Obdachlosen, mit dem sie es erstaunlich gut hat, und trifft schliesslich den Sozialarbeiter Tim, der sie nach dem Schulbesuch und einem zauberhaft unbeholfenen Rendez-vous nach Hause und am andern Morgen in die Schule mitnimmt… «Nach diesem Film hat man gute Laune und schwört, für immer Schluss zu machen mit der ewigen Nörgelei», schreibt ein Rezensent und könnte weiter fragen, ob das nicht der allerschönste Vorsatz ist auch fürs neue Schuljahra aller Poppys hier im Land!