Le tableau noir

Yves Yersins, ein Altmeister des Schweizer Films (*1942), bekannt seit «Les petites fugues» (1979), lädt mit seinem Dokumentarfilm «Tableau noir» in eine ländliche Gesamtschule mit 6- bis 12-jährigen Schülerinnen und Schülern ein.

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Yves Yersins, ein Altmeister des Schweizer Films (*1942), bekannt seit «Les petites fugues» (1979), lädt mit seinem Dokumentarfilm «Tableau noir» in eine ländliche Gesamtschule mit 6- bis 12-jährigen Schülerinnen und Schülern ein. Auf den Höhen des Neuenburger Juras erleben wir eine gelebte Schul-Utopie. Über den Zeitraum eines Jahres schildert der Film den Kosmos dieser kleinen Schule und porträtiert deren Lehrer, der sich mit Leib und Seele engagiert und den Kindern Neugier, Fleiss und Lebensfreude zu vermitteln weiss.

Zu Beginn der Dreharbeiten war der Lehrer Gilbert Hirschi 60 Jahre alt und näherte sich dem vierzigsten Jahr seines Schuldienstes. 1966, kurz nach der Lehrerausbildung, kam er, Sohn ebenfalls eines Lehrers, als Stellvertreter in die verschneiten Hügel von La Joux-du-Plâne, weil er als einziger Bewerber Skifahren konnte. Hier war er Lehrer, hier lebte er 16 Jahre mit seiner Familie. Als die Schule 1982 geschlossen wurde, setzte er seine Karriere einige Kilometer westlich in Derrière-Pertuis fort. Ort und Schule wurden seine Heimat. Etwas von dieser Heimat scheinen auch die Kinder seiner Klasse zu erleben.

Als überzeugter Nonkonformist befürwortete er die aktive Integration der Lehrperson ins Schülermilieu, weil er so die sozialen und kulturellen Realitäten der Kinder verstehen und mitprägen wollte. Er verstand sich als Generalist und betrachtet den Lehrerberuf als Berufung. Ausserhalb der Schulzeit sass er täglich drei Stunden am Steuer eines Busses, mit dem er seine Schützlinge abholte und heimbrachte. Der Bus hinter dem Schulhaus bedeutete für alle einen Gewinn an Autonomie.

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«Le tableau noir»: eine gelebte Utopie

Yersin erweist sich erneut als genauer und sensibler Beobachter. Seine filmische Chronik der Alltagswirklichkeit dieser Schule inspiriert zu Reflexionen darüber, was Bildung sein kann und welche Schule man Kindern wünschen möchte. Damit weist das formal ausgefeilte und einfühlsame Werk weit über das Einmalige dieser Klasse und dieses Lehrers hinaus. Hier geht es um eine Schul-Utopie, bei der wir uns mitfreuen – und mittrauern, wie die Schule geschlossen wird. Gestellt werden grundsätzliche Fragen zur Schule, Erziehung und Bildung, deren Diskussion sich lohnt. Auch wenn die gezeigte Schule nicht den heutigen Kriterien der Pädagogischen Hochschulen entspricht, macht sie erlebbar und bewusst, was Erziehung im Tiefsten auszeichnet: Anteilnahme, Empathie und Liebe.

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Weiterführendes Material

https://dl.dropboxusercontent.com/u/44837576/TableauNoir_InfosLehrer_DCH.pdf

Regie: Yves Yersin
Produktionsjahr: 2013
Länge: 90 min
Verleih: Filmcoopi