Mon frère se marie

Der erste Spielfilm des Westschweizers Jean-Stéphane Bron kommt als leichte, charmante, Unterhaltung, zwischen Komödie und Drama pendelnd, daher. Doch wenn man etwas genauer hinschaut, bietet er ein grandioses Panoptikum möglicher und unmöglicher menschlicher Beziehungen.

Der Vietnamese Vinh kam als Boatpeople vor über zwanzig Jahren in unser Land und wurde von der Familie Depierraz adoptiert. Nun will er heiraten. Zu diesem Anlass kommt Vinhs leibliche Mutter in die Schweiz, was den Sohn und noch mehr die Familie in arge Bedrängnis bringt. Dass man in seiner Adoptivfamilie längst getrennte Wege geht, hat er seiner Familie nie erzählt. Seine Mutter erwartet deshalb eine glückliche Bilderbuchfamilie. Um Vinh die Peinlichkeit zu ersparen, rauft sich die Familie zusammen und spielt dem Besuch eine wunderbare, lustige und zugleich traurige Familienidylle vor.

«Für mich geht es in erster Linie um eine gewisse Reparatur im Sinne von Erneuerung… Auch wenn die Geschichte einer Lüge bedarf, kommen sich alle wieder etwas näher, denn gerade durch die Rollen in diesem Lügenspiel finden alle zu einer gewissen Wahrheit… Am Schluss «stirbt» die Familie, um in einer neuen Form «aufzuerstehen», ausserhalb des traditionellen Familienbildes», sagt Bron. Und so wird nicht nur wie in der Wissenschaft analysiert, wie neue Familienmodelle aussehen könnten, sondern werden neue Formen gelebt und erlebbar gemacht.