Munich
Unter Steven Spielbergs Regie wird aus diesem traurigen Stück aktueller Geschichte ein israelischer James-Bond-Film, der zwischen den einzelnen Actions-Szenen etwas über Gewalt und Nahost-Konflikt philosophiert, jedoch keine wirkliche Analyse des Geschehens liefert. Wie bei fast allen seiner Filme – ausgenommen «Schindlers List» – versteht es Spielberg, aus jedem Stoff einen Hollywood-Film zu landen, bei dem es um Emotionen und nichts als Emotionen geht.
Verdienste und Mängel
Und dennoch ist «Munich» ein offensichtliches Verdienst zu attestieren: Er erzählt nämlich nicht bloss vom blutigen Attentat, das wir alle kennen, sondern vor allem von dem, was danach geschehen ist, was der Weltöffentlichkeit verborgen blieb. In «Munich» bilden die Reaktionen der Israelis den Hauptteil des mehr als zweistündigen Films. Respekt ist dem Juden Spielberg weiter zu zollen, dass seine Geschichte, fussend auf einer Buchvorlage von George Jonas, uns hineinschauen lässt in die fragwürdigen Machenschaften des isrealischen Geheimdienstes – und verurteilt diese auch. Die Regierung schickte fünf Männer aus, um die Drahtzieher des Attentats umzubringen; und der Film verkündet die Botschaft, dass diese Racheakte verdammenswert seien.
Dass die breite Schilderung der blutigen Abrechnung beim Publikum, anstelle der abschreckenden Wirkung, auch eine Aggression steigernde Wirkung haben kann, ist – wie bei den meisten Antikriegsfilmen – einzukalkulieren. Und zudem fährt die innere Abkehr von der Gewalt beim Agenten Avner erst richtig ein, als er mit seiner Frau schläft und ihm die Gewalt-Bilder dabei ständig dazwischenfahren. Diese Individualisierung des Gesellschaftlichen muss als typische Hollywood-Mentalität kritisiert werden.
Bereits im Vorspann schleicht sich der Autor aus der juristischen Gefahrenzone, indem er deklariert, der Film sei lediglich von realen Ereignissen «inspiriert». Er geht im ganzen Werk also keiner historischen und politischen, sondern lediglich einer psychologischen und fiktionalen Wahrheit nach.