Promises

Wie leben heute palästinensische und jüdische Kinder in Jerusalem mit den explosiven Spannungen zwischen ihren Völkern? Was halten sie von den andern? Was trennt, was verbindet sie?

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Wie leben heute palästinensische und jüdische Kinder in Jerusalem mit den explosiven Spannungen zwischen ihren Völkern? Was halten sie von den andern? Was trennt, was verbindet sie? Carlos Bolado, B. Z. Goldberg und Justine Shapiro porträtieren in ihrem preisgekrönten Film «Promises» sieben Kinder aus dieser Gegend. Sie zeigen, wie der Nahostkonflikt deren Leben prägt. Als teilnehmende Beobachter erfahren wir, wie gesellschaftliche Vorurteile und Hass wirken.

1994 kehrte der 34-jährige B. Z. Goldberg nach Jerusalem zurück, wo er aufgewachsen war. Er wollte Kinder treffen, die heute in Israel und Palästina leben. Es war eine relativ ruhige Zeit, nach der Vereinbarung von Oslo und vor der Intifada 2000. Durch seine frühere Arbeit als Journalist ermutigt bereiste er palästinensische Siedlungen in der Westbank, wohin er sich als Kind nie gewagt hätte, sowie die vertraute Umgebung von Jerusalem. In Begleitung eines Filmteams begegnete er sieben Kindern zwischen neun und dreizehn Jahren und freundete sich mit ihnen an.

Obwohl nur wenige Kilometer entfernt, leben die jungen Menschen in zwei total verschiedenen Welten. Faraj wohnt mit ihrer Familie in einem Flüchtlingslager in der Hoffnung auf eine «Heimkehr» in ein Dorf, das nur noch ein Steinhaufen ist. Den aufgeweckten jüdischen Zwillingsbrüdern Yarko und Daniel erscheinen streng orthodoxe Juden an der Klagemauer bedrohlich als Araber, obwohl sie in der Innenstadt von Jerusalem stets mit der Angst leben, eine Bombe könnte hochgehen. Moishe, dessen Eltern konservative jüdische Siedler sind, spricht altklug darüber, er möchte dereinst der erste religiöse Premierminister werden. Sanabel und ihre Familie unternehmen regelmässig eine beschwerliche Reise zu ihrem Vater, der ohne Anklage in einem israelischen Gefängnis sitzt.

Jerusalem ist ein Geschenk von Gott. Glaubst du wirklich, Gott würde seine Geschenke nur einem einzigen Volk geben?

Durch Offenheit, Anteilnahme und Konstanz gewinnt Goldberg und sein Team das Vertrauen der Kinder. Sie beginnen, von sich und von den andern zu erzählen. Ein arrangiertes palästinisch-jüdisches Treffen fängt mit beidseitiger Skepsis an und gipfelt in einer fast euphorischen Stimmung. Während friedlicher Stunden sind die andern keine Bombenleger beziehungsweise gewalttätige Besatzer mehr, sondern Spielkameraden mit den ähnlichen Hoffnungen und Ängsten. Die neuen Freundschaften müssten jedoch wortwörtlich zu viele Sperren und Barrikaden überwinden, als dass sie lebbar wären.

Aus Zeitungen, Radio und Fernsehen kennen wir die Analysen der erwachsenen Experten. Dieser Film versucht seinen Zugang über die Kinder. Ihre Worte und Gesten, ihr Tun und Lassen ergeben eine andere Analyse. Darin sind die Kinder einerseits Opfer der politischen Zustände. Anderseits werden sie fast unbemerkt die künftigen Täter. Offen, spontan, unzensuriert hören wir ihre Aussagen. Diese geben uns kurzfristig wenig Hoffnung, längerfristig vielleicht doch. Es lohnt sich, einmal Kinder darüber sprechen zu hören.