Sommervögel
Mit ihren 33 Jahren wohnt sie immer noch bei ihren Eltern und wird von diesen wie eine Behinderte überbehütet. Greta verliebt sich in Res, er ist irritiert von ihrer seltsamen Art, doch ihre Geradlinigkeit berührt ihn. Trotz heftigem Widerstand von Familie und Umfeld bahnt sich eine aussergewöhnliche Liebesgeschichte an.
Paul Riniker, der Regisseur von «Sommervögel» ist bekannt als der produktivste und auch immer wieder beeindruckende und sehr persönlich arbeitende Dokumentarist des Schweizer Fernsehens. Wer kennt sie nicht die Filme wie: «Tonis Träume», «Sandra – unstillbarer Hunger», «Frauen im Knast», «Traum Frau Coco – Stationen einer Geschlechtsumwandlung», «Pasquales Mutter – ein Jahr nach dem Mord in Zollikerberg», «Leben mit dem Tod – Der lange Abschied von Paul O. Pfister», «Allahs Töchter – Musliminnen in der Schweiz», «Diagnose Krebs», «Traum Frau» oder «Kloster zum Mitleben»?
Nach 70 Dokumentarfilmen, zumeist Porträts, hat Riniker als 65-Jähriger 2009 «Sommervögel» als seinen ersten Spielfilm realisiert. Zu seinem neuen Job als Spielfilmregisseur schreibt er: «Die Funktion des Regisseurs verstehe ich so, dass er die Verbindungen zwischen all den kreativ Beteiligten knüpft. Ich belieferte meine Crew mit dem Rohmaterial, mit meiner Vorstellung, die sie umsetzten. Danach musste ich die Vorschläge in ein Spiel einbringen und zu einem Ganzen fügen. Ich sah mich im Wesentlichen in einer Kommunikationsfunktion, beim Spielfilm gar nicht so anders als beim Dokumentarfilm. So habe ich es zumindest erlebt.»
«Sommervögel» ist eine wunderbare und sehr emotionale Liebesgeschichte, die auf einer wahren Begebenheit basiert. Nicht mehr und nicht weniger. Darüber hinaus bietet der Fillm Diskussionsstoff zum Thema «Liebe zwischen einem „Normalen“ und einer „Behinderten“». Mit Sabine Timoteo in der Rolle von Gerta und Roeland Wiesnekker als Res konnte Riniker die Hauptrollen ideal besetzen. Beide sind qualitativ hochstehende Schauspieler und sehr selbständige, reife und uneitle Persönlichkeiten. Zudem haben beide das Potential, auch im deutschsprachigen Ausland Interesse zu wecken. Sie wusste um die Schwierigkeit, eine Behinderte zu spielen: «Ich hatte noch nie so grosse Angst vor der Lächerlichkeit, davor, dass ich beim Spielen nicht an die Figur glauben kann.»
Eine «leicht konsumierbare und doch hintergründige Geschichte» hat man den Film über die ungewöhnliche Liebe genannt auch genannt. Mit der «Menschenkenntnis eines Dokumentarfilmers hat Riniker grosses Schauspielerkino» gemacht. Er hat die Geschichte in einem dieser kleinräumigen Biotope angesiedelt, wo das Fernweh der Schweizer oft strandet: auf einem Campingplatz. Kaum angekommen, hat Res schon eine Freundin am Hals, die nicht ganz richtig im Kopf ist. Sabine Timoteo spielt die «Grenzgängerin» Greta immer einen halben Schritt jenseits der Normalität, doch nicht so, wie man das aus Hollywood gewohnt ist. Wie ein aufgescheuchter Sommervogel flattert sie zwischen den Zelten herum, bis schliesslich auch er ein Flattern in der Magengrube spürt. Dann begleitet Riniker die beiden Sommervögel sachte bis an den Punkt, wo sie zusammen im Bett landen - und eine neue Geschichte beginnt. Timoteo zum fertigen Film: «Ich habe noch nie in einem so süssen Wohlfühlfilm gespielt.»