Wildnis Schweiz

«Wildnis Schweiz» entgeht erfolgreich der Versuchung, die Tiere zu vermenschlichen, wie es in vielen Tierfilmen geschieht. Die Filmemacher hatten nie die Absicht, möglichst viele Tiernamen und naturkundliche Fakten zu vermitteln.

FelixLabhardt_185.jpg

Wie es zu dieser Produktion kam

Als Roger Mäder, Filmproduzent und Inhaber von Moving Image GmbH, im Sommer 2009 in seinem Garten sass und beobachtete, wie viele Insekten, Spinnen und andere Kleinlebewesen den Lebensraum mit ihm teilten, kam ihm der Gedanke, einmal einen Film über die Welt der Tiere und Pflanzen in Siedlungsräumen zu machen. Daraus entstand schliesslich die Idee, einen Film über den Reichtum von Flora und Fauna der Schweiz zu realisieren. Der Zeitpunkt schien für ein solches Projekt ideal, denn von der Uno wurde 2010 zum Jahr der Biodiversität (Artenvielfalt) erklärt. Für ihn war es deshalb naheliegend, zu diesem Zeitpunkt einen Film in die Kinos zu bringen, der mithelfen soll, die Bestrebungen zum Schutz unserer Artenvielfalt zu fördern.

Da bis anhin noch kein Naturfilm mit Aufnahmen ausschliesslich aus der Schweiz in die Kinos gelangte, schien auch die Thematik des geplanten Films erhebliches Zuschauerpotential zu haben. Dies nicht zuletzt deshalb, weil das Interesse der Bevölkerung für die Natur- und Umweltthemen in den letzten Jahren gewachsen ist. So plante Robert Mäder die Fertigstellung eines Kinofilms auf Ende 2010. Da dem Produzenten sowohl das nötige biologische Fachwissen, als auch die Erfahrung zum Filmen von lebenden Tieren fehlte, wandte er sich an den Tierfilmer Andreas Meier, der seit etwa 30 Jahre erfolgreiche Tierdokumentationen realisiert.

FelixLabhardt_424.jpg

Folgendes Konzept war schnell gefunden und ausgearbeitet. «Wildnis Schweiz» soll eine filmische Reise durch die Natur unseres Lands in allen vier Jahreszeiten dokumentieren. Die Vielfalt und Schönheit der Tier- und Pflanzenwelt in den verschiedensten Lebensräumen wird mit ästhetischen und stimmungsvollen Bildern untermalt. Die artenreiche einheimische Flora und Fauna soll aber nicht ausschliesslich wissenschaftlich dokumentiert, sondern dem Kinobesucher aus einem besonderen und sehenswerten Blickwinkel näher gebracht werden. Bekannte Tierarten, aber auch verborgene und leicht zu übersehende Lebewesen mit ihrer erstaunlichen Formen- und Farbenvielfalt sollen im Kino bewundert werden können.

Mehrere Hundert Stunden Filmmaterial aus acht Drehjahren stammen von den bekannten Tier- und/oder Naturfilmern Felix Labhardt, Jost Schneider, Kurt Beuret, Kurt Baltensperger, Christoph Schmid, Michael Rissi und Andreas Meier. Das fertige Werk besteht aus einmaligen, bisher nicht gezeigten Aufnahmen von 145 Tieren und ungezählten Pflanzen, eingebettet in wunderbare Berg-, See-, Fluss und Moorlandschaften überzogen von fantastischen Wolkenspielen.

Der Dokumentarfilm «Wildnis Schweiz» lädt zu einer filmischen Reise durch die Welt der Fauna und Flora unseres Landes ein. Er präsentiert die Vielfalt und Schönheit der Tier- und Pflanzenwelt in ihren Lebensräumen, begeistert mit spektakulären Aufnahmen, sensibilisiert für die Wunderwelt der Natur und regt zum Nachdenken und Handeln an.

FelixLabhardt_305.jpg

Der fertige Film – seine Verdienste

Eine erste Qualität des Films bilden unbestritten die Bilder in kaum je gesehener Schärfe und Leuchtkraft, welche subtile Stimmungen transportieren. Weit entfernt von einer Naturkundestunde, versteht er sich nicht als Lernmedium, sondern vielmehr als ästhetisches Werk, das die Betrachter ganzheitlich anspricht, berührt und zum Geniessen und Staunen bringt: die emotionale Reaktion auf das Erleben von Unerwartetem, das nicht den bekannten Denkmustern und Sehgewohnheiten entspricht. Und wenn Aristoteles im Staunen den Beginn des Philosophierens sieht, dürfte das Staunen wohl auch bei uns als Voraussetzung zu einem ganzheitlichen und nachhaltigen Lernen dienen. Denn nur wer berührt und betroffen ist, lernt. Und wer gelernt hat, wird – im Glücksfall – handeln.

Eisvogel.jpg

Eine zweite Qualität des Films besteht sicherlich im gekonnten Einsatz der filmischen Mittel: der sorgfältigen Rhythmisierung durch den Schnitt und dem sparsamen Einsatz von Kommentar und eingeblendeten Namen, dem klugen Wechsel von Tierstimmen, Naturgeräuschen und Filmmusik. Dies alles verhilft dem Publikum zu einem ganzheitlichen Erlebnis, lassen es verweilen, doch nie langweilen. Denn die 92 Minuten des Films sind erfüllt von Erleben, von Leben.

«Wildnis Schweiz» entgeht erfolgreich der Versuchung, die Tiere zu vermenschlichen, wie es in vielen Tierfilmen geschieht. Die Filmemacher hatten nie die Absicht, möglichst viele Tiernamen und naturkundliche Fakten zu vermitteln. Ihr Anliegen war, dass das Publikum etwas zum Schauen hat, was bekanntlich mehr ist als bloss sehen oder beobachten. Doch vielleicht ist dies die beste Voraussetzung, dass wir lernen, zur Natur Sorge zu tragen, sie zu schützen und zu bewahren.

www.wildnisschweiz.ch.