Die Regierung
Der Dokumentarfilm des Schweizers Christian Davi schildert den Alltag der Wohngemeinschaft, die von Irene und Heinz Büchel im Alter von 24 Jahren gegründet wurde. In der Direktheit, mit der gefilmt wurde, sprechen die Protagonisten über ihre Wünsche, Ängste und Erinnerungen und entpuppen sich als feinfühlige und genaue Beobachter, die auf der Basis eines langsam gewachsenen gegenseitigen Vertrauens eine Sprache finden, welche alle verstehen.
Zuerst ist «Die Regierung» das filmische Dokument einer Therapiegemeinschaft. In diesem Sinne dürfte es die Diskussion, wie geistig behinderte Menschen verstanden, therapiert und integriert werden, erweitern. Der 78-minügige Film stellt überzeugende Erkenntnisse, die aus intensiven Erfahrungen gewonnen werden, gegen etablierte Vorurteile und Voreingenommenheit. Er provoziert, viele in der Behindertenarbeit verbreitete Überzeugungen neu zu überdenken. Im weiteren interessiert der Film aber auch ein breites Publikum mit seinen sinnlichen, humorvoll dargebotenen Geschichten. Er macht erlebbar, was alles «anders» und «fremd» ist in unserer Welt und wie wir damit umgehen könnten. Dabei entdecken wir, dass die Fremdheit und Andersartigkeit dieser Menschen uns oft näher ist, als wir anfänglich wähnten. Und wir beginnen an der Normalität in uns und um uns zu zweifeln. Ein heilsamer Zweifel, wie sich bald einmal herausstellt. Solcher Fremdheit und Andersartigkeit übrigens begegnen wir immer wieder auch im täglichen Leben.