I'm Not There

Ein künstlerisch gültiges Porträt von Bob Dylan

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Der Amerikaner Todd Haynes schuf von Bob Dylan ein künstlerisch gültiges Porträt, in dem dieser von sechs Personen verkörpert wird: als 11-jähriger Singer und Songwriter Ende der 50er-Jahre; mit 19 als scharfzüngiger Poet; in den 60ern als erfolgreicher Folk-Troubadour; dann mit elektrifiziertem Rock seine Fans provozierend; weiter als erfolgreicher Schauspieler und gescheiterter Familienvater; zum Schluss als alternder Outlaw, nochmals zu einer Reise aufbrechend. Die Sequenzen sind assoziativ, nicht chronologisch montiert. Der Film ist eine schillernde Collage, eine raffinierte Dokumentation, ein präzises Feature, ein romantisches Märchen, ein naturalistisches Drama, ein Film im Film, ein wehmütiges Epos und eine Parodie: alles zusammen wie in Song von ihm. Ein faszinierendes Spiel wechselnder Identitäten, mit einer Struktur, die an ein Mosaik oder ein Puzzle erinnert. Dylan verweigert sich, wie er vorgestellt wird, jeder Festlegung.

Wer bin ich? Der hier? Oder jene dort? Vielleicht beides? Oder keines davon? Oder ein anderer? Eine andere? Mit solchen Fragen werden Sozialarbeitende immer wieder konfrontiert. Der Film über Dylan stellt die gleichen Fragen und macht sie zu einem Erlebnis. Die Zuschauenden werden dabei sensibilisiert, diese Fragen wahrzunehmen und probehandelnd zu beantworten: im Film, in der Ausstellung über Manon und im Arbeitsalltag. Dabei stellt sich die Frage: Sind nicht viel mehr Menschen, denen wir begegnen, ähnlich komplex wie Bob Dylan und Manon?