Trip to Asia

Nach dem Erfolgsfilm «Rhythm is it!» begleitete der Regisseur Thomas Grube 2005 die Berliner Philharmoniker unter Leitung von Sir Simon Rattle auf einer Konzerttour durch sechs asiatische Metropolen.

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Der Film darüber ist jedoch mehr als ein Reisebericht: die Innenschau eines der renommiertesten Orchester der Welt und ein Protokoll der Arbeit von Musikern an ihrer Kunst und ihrem Leben. Sie erzählen vom ewigen Widerstreit zwischen Individuum und Gemeinschaft und von der Suche nach dem Einklang. Und es entstand ein wunderschöner, tiefsinniger Film-Essay zum Thema Menschenbildung.

Das dynamische und dramatische Leben des Orchesters wird erlebbar: die gemeinsame Leidenschaft und Spielfreude, die grenzenlose Begeisterung und der unerbittliche Leistungswille, aber auch der Zweifel, der Druck, die Angst und der ständige Kampf mit sich selbst. Doch immer verbindet die 162 Musiker eine gemeinsame Mission: ihre Musik und ihr Leben. Der Film macht erlebbar, wie grosse Kunst im Menschen Saiten zum Klingen bringt und damit Leben erschaffen und verändern vermag.

Menschen bilden mit der Musik

Zusätzlich zur gemeinsamen Spielfreude der 162 Musiker, ihrer grenzenlosen Begeisterung und ihrem unerbittlichen Leistungswillen zeigen sie sich hinten der Bühne und zwischen den Auftritten als komplexe, konfliktreiche Individuen. Sie berichten auf offene und berührende Art über Zweifel und Druck, die lähmende Angst vor dem Scheitern, das Spannungsverhältnis zwischen dem Einzelnen und der Gruppe, zwischen Berufs- und Privatleben und dem ständigen Kämpfen. Als kollektive Mission verbindet sie die Leidenschaft für die Musik, das Gemeinschaftswerk einer Aufführung und der oft schmerzhafte Weg dorthin.

Mit starken, oft poetischen Aufnahmen und einer dialektischen Bild-Ton-Montag lädt der Film zu einer Reise ein, die zusätzlich das kulturelle Wiedererwachen eines sich rasant modernisierenden Asien zeigt. Der Film ist eine vielschichtiges, schillerndes Gesamtkunstwerk, das nicht zuletzt durch die charismatische Person von Sir Simon Rattle im Gleichgewicht bleibt. Sein Humor, seine liebevolle Ironie und sein Mitgefühl und Verständnis für die einzelnen Orchestermitglieder stehen für Respekt und Menschenfreundlichkeit, die in der Philharmonie herrscht.

Einklang mit der Musik, …

Nach seinem Erfolg mit «Rhythm is it!» begleitet Thomas Grube hier die Berliner Philharmoniker nochmals, diesmal auf einer dreiwöchigen Konzerttournee mit Werken von Strauss, Beethoven und Adès durch die asiatischen Metropolen Peking, Seoul, Shanghai, Hongkong, Taipeh und Tokio. Der Film beschreibt das Innenleben eines der renommiertesten Orchester der Welt und gibt dazu ihrem Leiter Sir Simon Rattle und ihren Mitgliedern das Wort. Sie berichten von der Einsamkeit mit ihrem Instrument, vom Widerstreit zwischen Individuum und Gemeinschaft, der uralten und immer neuen Suche nach dem Einklang mit der Musik, sich selbst, den andern und der Welt – als Musikerin und Musiker, als Jedermann und Jedefrau. «Ein Klang entsteht aus dem Reiben von verschiedenen Persönlichkeiten», meint der Violocellist Götz Teutsch. Um zu diesem Ein-Klang zu gelangen, braucht der Film Statements, Proben und Aufführungen sowie die als Musik verwendeten Strassengeräusche.

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… mit den anderen

Mit poetischen und zu unerwarteten Interpretationen herausfordernden Bildern und Tönen, der Filmmusik von Simon Stockhausen und einer dialektischen Bild-Ton-Montag zeigt Gruber nicht bloss das Porträt einzelner Personen, sondern des ganzen Orchesters, ja in einigen Szenen der Menschheit. Das vielschichtige und schillernde Kunstwerk bleibt nicht zuletzt durch die charismatische Person von Simon Rattle im Gleichgewicht. Sein Humor und Lächeln, seine liebevolle Ironie und sein Mitgefühl und Verständnis für die einzelnen Orchestermitglieder stehen für den Respekt und die Menschenfreundlichkeit dieses Mikrokosmos einer zukunftsträchtigen Gesellschaft. Dazu stellt er fest und fragt: «Ein endloser Prozess, immer faszinierend: Wie reagieren die Leute miteinander? Was kannst du tun, damit es funktioniert? Wie erhältst du eine Atmosphäre positiver Energie mit einer Gruppe von sehr starken Persönlichkeiten.» Fragen auch andere Führungskräfte.

… und mit der Welt

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«Wer nach Asien fährt und nicht mit einem Gefühl der Demut zurückkehrt, der hat nichts begriffen. Dieses unglaubliche Gefühl von ständiger Bewegung. Das Gefühl, dass dies eine Gesellschaft in ständigem Wandel ist», konstatiert Rattle am Schluss des Trip. Und mit der Dynamik dieser jungen Gesellschaft lädt der Musikfilm ein, sich mit sich, den andern und der Welt in Einklang zu bringen. «Trip to Asia» eignet sich zur persönlichen Weiterbildung, angesichts vorhandener Professionalität und fehlender Menschlichkeit in vielen Führungsgremien. Menschen aus der Sozialen Arbeit könnten hier neue Werte und Haltungen für ihr Tun entdecken und lernen. Wenn ein Musiker sich «eins fühlt mit dem Kosmos» und seine Kollegin ihre Kunst als «unglaublichen Kick» erlebt,  verweist das auf Höheres, das Rattle folgendermassen beschreibt: «In so einem Moment lösen sich alle Zweifel auf. Das ist das Mysterium, von dem wir angezogen werden, wie die Motten vom Licht.»

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Neben der gemeinsamen Spielfreude der 162 Musiker, ihrer grenzenlosen Begeisterung und ihrem unerbittlichen Leistungswillen begleitet der Film die Protagonisten hinter den Bühnen und zwischen den Auftritten und schildert sie als komplexe, konfliktreiche Individuen. Sie berichten offen und berührend über Zweifel und Druck, Angst vor Scheitern, Spannungen zwischen Einzelnen und der Gruppe, zwischen Beruf und Privatem und ihrem existentiellen Kampf. Als kollektive Mission verbindet sie die Leidenschaft für die Musik im Gemeinschaftswerk einer Aufführung und dem Weg dorthin. Oft nehmen sie alles auf sich, «um Liebe zu bekommen» oder «glücklich zu sein bis ans Ende der Tage als Süchtige». Künstler-Sein und Mensch-Sein gehen oft ineinander über: «Man wird geboren, wächst, entwickelt sich, und auf einmal wird man alt und erlischt. Das ist der Lauf de Dinge», sinniert der Fagottspieler Henning Trog kurz vor der Pensionierung über sein Musiker-Leben.

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Mit poetischen und zu unerwarteten Interpretationen herausfordernden Bildern und Tönen und einer dialektischen Bild-Ton-Montag macht Gruber nicht bloss das Porträt einzelner Personen, sondern des ganzen Orchesters, in den schönsten Momenten der Menschen überhaupt. Das vielschichtige Kunstwerk bleibt durch die charismatische Person von Simon Rattle im Gleichgewicht. Sein Humor, seine liebevolle Ironie und sein Mitgefühl für die einzelnen Orchestermitglieder stehen für den Respekt und die Menschenfreundlichkeit dieses Modell einer friedlicheren Gemeinschaft und Gesellschaft. «Ein endloser Prozess, immer faszinierend: Wie reagieren die Leute miteinander? Was kannst du tun, damit es funktioniert? Wie erhältst du eine Atmosphäre positiver Energie mit einer Gruppe von sehr starken Persönlichkeiten.» Fragen, die auch wir mit unsern Mitmenschen zu beantworten haben.